Von 1568-1573 durch Eberhard von Buchenau erbaut, ist die historische ev. Kirche von Buchenau eine Besonderheit im 16. Jahrhundert. Waren doch, im Rahmen der Reformation, die meisten evangelischen Kirchen von den Katholiken übernommen, so wurde die Buchenauer Kirche als erste rein evangelische Kirche im hessischen Raum  erbaut.

Das ritterschaftliche Gebiet der Herren von Buchenau tritt neben dem Kurhessischen Kasseler Hof als zweites protestantisches Kulturzentrum in Hessen auf. In kurzer Zeit (1573-1578) wurden auf relativ engem Raum die Kirchen von Buchenau, Bodes und Erdmannrode gebaut. So ist die Buchenauer Kirche, die heute noch allein ohne wesentlichen Umbau erhalten ist, als typenbildend für den gesamten damaligen protestantischen Dorfkirchenbau Hessens anzusehen (Dr. Dieter Großmann).

Eventuell ist eine Kirche im Südhessischen Bereich noch etwas früher als unsere Kirche rein protestantisch errichtet.

Architekt und Baumeister der Buchenauer Kirche ist laut Kirchenchronik gewesen

IAKOB KOCH SIDDICH VIED

Die Kirche ist im Oberdorf hoch gelegen und es wird vermutet, dass der südlich vorgebaute wuchtige Glockenturm (Chorturm) ursprünglich als Wehrturm diente und die Kirche später angebaut wurde.

Die Kirche ist ein Rechteckbau (Saalbau) im Spätgotischen Baustil errichtet, mit Spitzbogen-Fenstern und einem umlaufenden Sockelband im Außenbereich. Über dem gotischen Nordportal finden wir in schwer lesbarer Schrift in den Stein gemeißelt den Namen des Baumeisters:

ANNO DOMINI 1568 IST HER  IACOB KOCH

SIDDICH VIED  SIND BAUMEISDER GEWASD

AN KRISDLICHEN KIRCHEN.

Neben den o.g. gotischen Spitzbogen-Fenstern finden sich auch noch div. Rechteckfenster, die scheinbar -wie so manch andere Bauteile- aus einem Vorgängerbau entstammen, wahrscheinlich aus einer Burgkapelle, die im Innenhof der alten Stammburg stand (die Stammburg war 1524 bis auf den großen gotischen Wohnturm, einem Brand zum Opfer gefallen).

Chor und Schiff im Innenraum sind mit flachen Holzdecken versehen. Über dem spitzen Chorbogen finden wir, kaum noch erkennbar, ein Allianzwappen derer von Buchenau und von Goltacker (Eberhardt von Buchenau -Erbauer der Kirche- und Margarethe von Goltacker).

Im Schiff  ruht die rundum laufende, zweigeschossige Empore auf Holzsäulen. Die Farbgebung und Marmorierung des Kirchenschiffs resultiert aus den Originalbefunden der ehemaligen Innenbemalung, die bei der Renovierung in den Jahren 1993-1994 vorgefunden wurde. Vor dieser Renovierung besaß der Innenraum noch die rot-bräunliche Terracotta-Farbe aus dem 17. Jahrhundert.    

Die Barockorgel, die jetzt in der historischen Kirche Buchenaus zu sehen und zu  hören ist, ist vermutlich die vierte oder gar die fünfte Orgel in dieser Kirche. Sie wurde zu Pfingsten im Jahre 1996 in Betrieb genommen, nachdem die alte Ratzmann Barockorgel, die über 80 Jahre ihren Dienst geleistet hatte, im Oktober 1993 abgebaut worden war. Ursprünglich sollte die alte Orgel lediglich im Rahmen einer Innenrenovierung ausgelagert werden. Dabei wurde aber festgestellt, dass ihr Zustand so schlecht war, dass man einem Orgelneubau den Vorzug gab. Beim Bau der neuen Orgel lehnte man sich sowohl klanglich als auch baulich an die Orgelbauprinzipien des Barock an. So entstand eine “freie Rekonstruktion” der historischen Barock-Orgel aus dem späten 18. Jahrh., zumal hier noch der Original-Orgelprospekt (das Gehäuse) Verwendung finden konnte.

An der linken Seite der Südwand des Chores (Altarraum) fällt dem Besucher, in der sonst recht schlicht gestalteten Kirche, sofort das Grabmal (Epitaph) des Kirchenerbauers Eberhardt von Buchenau ins Auge. Zwischen zwei Pilastern kniet links Eberhard mit drei männlichen Kindern und rechts seine Frau Margaretha mit drei weiblichen Nachkommen.

Die Pilaster rechts links des Epitaphs sind mit folgenden Wappen verwandter Familien versehen:
Links:
BVCHENAV, RABENAW, STEINRVCK, WAIS, WANGIVM, BOINEBVRG, BIEBERA, LYEER.
Rechts:
GOLTACKER, ZOLNER, BOINEBVRGK, GÖRTZ, HVNDT, RVDT, HERE, WANGENHE.M.

Auf der Predella (Sockel) des Grabmals wird  in lateinischer Sprache von Eberhard dem Buchonischen Helden und vom Tod seiner Gemahlin Margaretha von Buchenau berichtet und von den Kindern die sie Eberhard gebar.

Neben dem oben gezeigten Grabmal des Eberhard v. Buchenau sind weiterhin diverse Grabsteine erwähnenswert, die auf allen Seiten des Chores eingelassen sind. Diese stammen aus unterschiedlichen Zeitabschnitten und von unter- schiedlichen Familien. Auch im Fußboden der Apsis sowie im Kirchenschiff sind mehrere Grabplatten, teils mit dem "Gesicht" nach unten zu sehen.

Rechts neben dem Chorbogen ist die Reproduktion eines wertvollen spätgotischen Reliefs “Anna Selbdritt” angebracht. Das Original, das vermutlich aus dem Fränkischen Raum stammt (man vermutet aus der Schule von Tillmann Riemenschneider), war früher wahrscheinlich im Freien aufgestellt. Wegen der Witterungsschäden, die im Außenbereich entstanden, hat man es in das Innere der Kirche verbracht. Es wurde vor etwa hundert Jahren (etwa um 1900) im Kirchturm entdeckt und ist heute im Museum in Fulda zu sehen. Die Verlagerung des Originals in das Museum in Fulda wurde vorgenommen um einem eventuellen Diebstahl des außergewöhnlichen Objektes vorzubeugen.

Unterhalb der Plastik “Anna Selbdritt”, neben dem Taufstein, ist heute ein steinernes Giebelkreuz abgestellt. Es wurde aus Sicherheitsgründen vom Nordgiebel entfernt. Dabei soll es sich um den wohl ältesten Kunstgegenstand der Buchenauer Kirche handeln (16. Jahrh.).


Für den Ausbau des Fußbodens sind offenbar Grabplatten unbekannter Herkunft verwendet worden, vermutlich von Gräbern der Buchenauer Ritter (sie liegen mit dem "Gesicht" nach unten). Ebenso sind einige Fensterbögen- und Stürze von früheren Bauwerken (Alte Burg oder Obere Burg) verwendet worden. Mit Sicherheit stammen die gotischen Fensterbögen auf der Ostseite aus der früheren Kapelle der alten Stammburg, da auf einem Bogen auch der Name des Schloss-Baumeisters Lotz (Hans Jörg) Zang eingemeißelt ist.

Im Kirchturm erklingt heute ein dreistimmiges Geläut, wobei es sich um eine alte und zwei neuere Glocken handelt. Die ältere der drei Glocken, sie ist auch die größte, trägt die Jahreszahl 1750. Diese historische Glocke konnte als einzige  während des zweiten Weltkrieges in der Kirche zu Buchenau verbleiben, während die beiden anderen Glocken aus den 20er Jahren des vorigen Jahrh. eingeschmolzen wurden (für Waffenherstellung).  Im Jahre 1952 bekam Buchenau dann zwei neue Glocken, die mit der Bahn nach Neukirchen angeliefert und dann per Pferdefuhrwerk nach Buchenau kamen.

In der Regel sind die Kirchen, die in diesen Jahrhunderten gebaut wurden, von Ost nach West ausgerichtet. In diesem Punkt macht unsere Kirche eine Ausnahme. Sie ist von Süd nach Nord ausgerichtet und besitzt zwei Portale. Das Hauptportal (das derzeitig als Haupteingang genutzte) befindet sich an der nördlichen Stirnseite der Kirche. Ein weiteres Portal ist an der östlichen Längsseite des Kirche zu finden. Das Gotteshaus erfuhr eine größere Außenrenovierung in den Jahren 1989 - 1990. Im Innenbereich wurde die Kirche, wie bereits erwähnt, von Nov. 1993 bis Sept. 1994 mit neuem Glanz versehen.

Zum ev. Kirchspiel Buchenaus gehörten seit Jahrhunderten die Ortschaften Bodes und Erdmannrode, Branders und Giesenhain, sowie Mengers und Fischbach. Hierbei ist zu bemerken, dass Eberhard von Buchenau auch in den beiden Orten Bodes und Erdmannrode bereits die Kirchen erbauen ließ.

Leider ist jetzt im Jahr 2012 diese historische Einrichtung zu Ende gegangen, das ehemalige Kirchspiel Buchenau existiert nicht mehr, es wurde in ein Kirchspiel "Vorderrhön" integriert! Was und/oder wer für diese absolut unverständliche Entscheidung verantwortlich zeichnet, soll hier nicht kommentiert werden. Es ist nur schlichtweg traurig.

Eine Auflistung aller Pfarrer des ehemaligen Ev. Kirchspiels Buchenau seit 1648 finden Sie hier:

Die Pfarrer von Buchenau